Kolumne für Netzwerk Südbaden, Ausgabe Dezember 2019
Der Ansatz, Software zentral in einem Rechenzentrum vorzuhalten und sie über Netzwerke den Nutzern zugänglich zu machen statt sie an jedem Arbeitsplatz zu installieren, ist längst gängige Praxis.
Die zahlreichen Vorteile liegen auf der Hand: Anstatt selbst zu investieren, zahlt der Kunde eine monatliche Nutzungsgebühr und erhält im Gegenzug ohne eigenen Wartungsaufwand eine stets aktuelle Software zur Nutzung. Dieses flexible Mietmodell eignet sich durchaus auch für andere IT-Disziplinen. So können sich Unternehmen dessen Vorteile zum Beispiel auch bei der Einführung einer neuen ERP-Software zu Nutze machen.
Eine ERP-Einführung ist ein herausforderndes und unternehmenskritisches Projekt mit vielen Chancen aber auch Risiken auf Applikations- und Prozessseite. Die Einführung einer neuen ERP-Software zieht sich meist über 12-18 Monate hin – bei komplexen Unternehmensprozessen oft auch länger. In der Welt der innovationsstarken IT-Industrie entspricht dies einer halben Ewigkeit.
Schon vor Beginn der Einführung wird eine neue IT-Infrastruktur benötigt, somit müssen gleich zu Anfang folgen-reiche Entscheidungen zu IT-Investitionen getroffen wer-den. Dies bedeutet gebundenes Kapital ohne produktiven Effekt. Durch die Komplexität einer ERP-Einführung kommt es im Projektverlauf häufig zu sich ändernden Anforderungen, das heißt, nur Entscheider mit hellseherischen Fähigkeiten wären in der Lage, bereits im Vorhinein zu wissen, welche Infrastruktur am Ende der Einführung bzw. beim Go-Live tatsächlich benötigt wird.
Selbst bei sorgfältiger Planung sind nicht unerhebliche Nachinvestitionen daher häufig die Folge eines solchen Vorgehens. Einen interessanten Ansatz stellt hier das zu Beginn des Artikels angesprochene Modell der Infrastruktur as needed dar. Statt selbst zu investieren mietet das Unternehmen die Infrastruktur einfach für die Dauer der ERP-Einführung in einem regionalen Rechenzentrum oder in einer Cloud nutzungsabhängig an.
Somit hat es während der Projektlaufzeit stets die Flexibilität, bei sich ändernden Anforderungen weitere Ressourcen dazu zu buchen bzw. zu reduzieren. Das Risiko initialer weitreichender Fehlentscheidungen ist damit minimiert. Vorteilhaft ist außerdem, dass die eigene IT-Abteilung, die durch die ERP-Einführung ohnehin stark belastet ist, im Infrastrukturbereich entlastet wird und somit personelle wie finanzielle Ressourcen im Unternehmen geschont werden.
Neben den finanziellen Vorteilen kann durch dieses Vorgehen der Projektablauf beschleunigt werden, da die IT-Infrastruktur innerhalb weniger Tage vom externen Dienstleister zur Verfügung gestellt wird und die eigenen IT-Mitarbeiter sich auf komplexere Aufgaben in der Projektumsetzung konzentrieren können. Für viele Unternehmen ist es zudem vorteilhaft, die ERP-Infrastruktur auch nach der Implementierungs- und Testphase im externen Rechenzentrum oder in der Cloud zu belassen und die Software weiterhin flexibel „as-a-service“ zu beziehen.
Der Autor
Julian Sayer (52) ist Vorstand für Vertrieb, Marketing und Entwicklung beim Freiburger IT-Hoster und Cloud Solution Provider Continum AG. Das Unternehmen versteht sich als „Anwalt“ des Kunden und unterstützt Unternehmen auf dem sicheren Weg in die Cloud.
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